Unter aktiven Lauschabwehrmaßnahmen, sogenannten Sweeps, versteht man die Überprüfung eines Sicherheitsbereichs mit technischen Geräten durch Spezialisten. Dazu gehören zum einen die regelmäßige Überprüfung von Räumlichkeiten auf technische Lauschmittel und zum anderen begleitende, kontinuierliche Überwachungen während einer Konferenz oder Besprechung. Zu Beginn stellt sich für viele sicherheitsverantwortliche die Frage, ob ein externer Dienstleister mit der Lauschabwehrprüfung beauftragt wird oder ob intern die entsprechenden Ressourcen aufgebaut und mit den nötigen technischen Hilfsmitteln ausgestattet werden sollen. Für einen externen Dienstleister sprechen die schnelle Realisierbarkeit und die bei kurzfristiger Betrachtung niedrigeren Kosten.

Auf lange Sicht kann sich jedoch nicht nur mit Blick auf die Kosten der Aufbau einer internen Lauschabwehr lohnen. Auch Sicherheitsüberlegungen sollte bei einer solchen Entscheidung über den Schutz hochvertraulicher Informationen durch einen externen Dienstleister berücksichtigt werden. Im Folgenden werden verschiedene Geräte und Technologien zur aktiven Lauschabwehr vorgestellt. zur richtigen Anwendung der Geräte ist jedoch eine professionelle technische Schulung unabdingbar.

Abwehr von akustischen Angriffen

Mit Hilfe eines Verrauschungssystems kann das Mithören über Lasersysteme oder Körperschallmikrophone unterbunden werden. Die auf den Scheiben, in den Wänden und Decken und auf den Rohren installierten Transducer und der angeschlossene Rauschgenerator überlagern mit einem zufällig generierten rauschen die Schallwellen des Gespräches. Mit der dazugehörigen Software lassen sich die Systeme so exakt einstellen, dass es nur zu minimalen Beeinträchtigungen im Raum kommt. um sich vor durchdringenden Laserstrahlen zu schützen, wird das Aufbringen von Laserschutzfolie auf den Fenstern empfohlen.

Alternativ oder als Ergänzung hierzu kann auch eine akustische Dämmung in die Raumarchitektur integriert werden

Abwehr von Angriffen über Funkübertragung

Auffinden von aktiven Sendern
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich vor technischen Lauschmitteln zu schützen. Eine probate Methode ist der Einsatz von intelligenten Messempfängern. Das sind Radioempfänger/ Spektrumanalysatoren, die ein sehr weites Frequenzband abdecken und darüber hinaus Infrarotsignale aus der Luft und Langwellensignale aus Stromleitungen aufspüren und analysieren können. Ihre Analysefähigkeit beruht auf komplexen Algorithmen und hohen Rechnerkapazitäten, um auch die oben beschriebenen komplizierten Lauschsender zu orten.

Auffinden von passiven Sendern und Halbleiterbauteilen
Passive Sender und Halbleiterbauteile, wie z. b. Lauschmittel, die gerade nicht senden, oder ausgeschaltete Mobiltelefone, findet ein sogenannter Halbleiterdetektor oder Non-Linear-Junction-Detektor (NLJD).

Mittels einer speziell polarisierten Antenne wird bei diesen Geräten eine Frequenz im Bereich von 880 bis 2,4 GHz abgestrahlt und gleichzeitig die jeweilige Oberwelle dieser Frequenz empfangen. Oberwellen sind ganzzahlige harmonische Schwingungen der Ursprungsfrequenz, die bei jeder Wellenbewegung auftreten. so ist die zweite Oberwelle von 880 MHz (1760 MHz; 880 x 2) und die dritte Oberwelle 2640 MHz (880 x 3). Trifft nun die von der Antenne des NLJD ausgesendete Radiowelle auf ein elektronisches Bauteil, dann verursacht jeder Halbleiter (Transistor, Diode, integrierter Schaltkreis etc.) eine starke Reflexion der zweiten Oberwelle. Halbleiter müssen jedoch nicht immer elektronischer Natur sein.

Auch ein Türdrücker, der längere Zeit nicht betätigt wurde, bildet zwischen seinen bewegten Metallflächen mehr oder weniger gut leitende (= halbleitende) Übergänge. Diese korrosiven Übergänge verursachen eine starke Reflexion der dritten Oberwelle. Aus dem Verhältnis der am Display des NLJDs dargestellten zweiten und dritten Oberwelle lässt sich nun sehr verlässlich ablesen, ob man es mit einer Bedrohung durch elektronische Lauschmittel in der Wand oder mit einem stück rostigen Baustahls im Beton zu tun hat.

Überprüfen von Netzwerk-, Telefon- und Stromleitungen

Sind nun die Räume auf aktive Sender und auf alle Halbleiterbauteile untersucht, stellen noch die Leitungen, die im Raum verlegt sind, ein sicherheitsrelevantes Problem dar. Um diese Lücke zu schließen, werden alle Leitungen mit entsprechenden Messgeräten vermessen und überprüft. Für eine solche Überprüfung werden folgende Geräte benötigt: Multimeter, Audioverstärker, Leitungsverteilung, Time-Domain-Reflektometer, Digitaler-Audio-Demodulator und Oszilloskop. In jüngerer Zeit wurden auch speziell auf diese Anwendung abgestimmte Multifunktionsgeräte, wie der Leitungsanalysator TALAN eingesetzt, welcher die gesamte Funktionalität abdeckt. Dieses Gerät vereinigt die benötigten Funktionen in einem und bietet darüber hinaus noch mit der Frequenz-Domain-Reflekometer-Messung das Auffinden von Lauschmitteln auf Leitungen. Der TALAN verfügt über 80% der weltweit verfügbaren ISDN-Protokolle und kann diese demodulieren.